Gin Sul

Stephan Garbe liebt Portugal und guten Gin. Als ihm bei einem Besuch an der rauen Costa Vicentina im Südwesten Portugals der Duft der dort wild wachsenden Zistrose in die Nase wehte, war es um ihn geschehen. Er schmiss seinen ungeliebten Job als Werber hin und entschloss sich, seinen eigenen Gin zu destillieren. Am liebsten hätte er das in Portugal getan. Doch dort nervten ihn schnell die bürokratischen Hürden. Und so macht Stephan Garbe seit 2014 in Hamburg den einzigen Gin mit portugiesischem Ursprung.

Was Gin Sul zu einem echten Portugiesen macht, ist nicht nur sein Name, sondern sind vor allem die „Botanicals“, also die Fruchtextrakte und Gewürze, die ihm seinen besonderen Charakter verleihen. Neben Wacholderbeeren, Koriander, Rosmarin, Piment, Lavendel, Zimt und Zistrose sind es vor allem die Schalen von Zitronen, die sich Garbe jeweils frisch von einem Bauern an der Algarve kommen lässt.

Ein Teil der Zutaten, vor allem der Wacholder, wird ein paar Tage vor der Destillation in der Brennblase mazeriert, also in einer alko-holischen Lösung eingeweicht. Der Rest der pflanzlichen Aromageber wird in den Geistkorb gehängt. „Bei der Destillation müssen alle Alkoholdämpfe durch einen Geistkorb hindurch. Behutsam, schonend und mit jeder Menge frischer Botanicals entsteht so ein Gin mit feinen Zitrusnoten und einem breiten Körper zugleich“ erklärt Stephan Garbe. Die kupferne Brennblase der Destillieranlage fasst nur hundert Liter. „Das ist verglichen mit der Industrie eine eher homöopathische Füllmenge. Wir destillieren bewusst sehr langsam und in kleinen Durchgängen, um den Aromen Platz zur Entfaltung zu bieten.“

Von Zeit zu Zeit veranstaltet die Spirituosen-Manufaktur auch Gin-Workshops im kleinen Rahmen mit einer Führung durch die Destillerie. „Letzteres dauert zugegebenermaßen nicht so lange, Ersteres meist schon. Denn hier wird nicht nur destilliert, sondern auch fabuliert über guten Gin, das passende Tonic oder die spektakulärste Bar.“

Foto: M-Thurm

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Mathias Thurm, Hamburg handmade – Altes Handwerk und junge Hamburger Craft-Kultur,

30 Werkstattporträts. ISBN 978-3-88506-099-4, 19,90 Euro,

http://www.junius-verlag.de