Seit 1994 wird der Hamburger Architektur Sommer alle drei Jahre ausgetragen und feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Traditionsgemäß bildet er eine Plattform für eine Vielzahl von Einzelveranstaltungen zu Architektur, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur, Stadtentwicklung und Ingenieurbau. In diesem Jahr erweitert sich das Spektrum des Hamburger Architektur Sommers um Tanz, Bühne und Film, Handwerk und Design: Hamburg ist Teil des nationalen Länderverbunds für die Feierlichkeiten zu Bauhaus 100.
Schließlich war auch Hamburgs Kultur- und Kunstszene der Zwanziger Jahre so modern und facettenreich wie das Bauhaus in seiner kurzen Existenz von 1919 bis 1933 in Weimar, Dessau und Berlin, der Gesamtkunstwerkgedanke wurde auch hier an der Elbe lebendig umgesetzt. Geradezu legendär waren die Künstlerfeste im Curiohaus mit klangvollen Themen wie „Dämmerung der Zeitlosen“. Auch in den neuen Tanzbewegungen, die manch Hamburger Bürger mit Stirnrunzeln betrachtete, nahm die Stadt eine Vorreiterrolle ein.
Die Architekten jener Zeit sannen auf ein sozial verträgliches Bauen mit viel Grün in guter Luft, fernab der Schnörkelseeligkeit vergangener Zeiten. Der rote Backstein, der besonders unter der Ägide von Hamburgs Oberbaudirektor Fritz Schumacher verwendet wurde, prägt bis heute das Stadtbild. Eine Ikone dieses Backsteinexpressionismus ist das Chilehaus, 1924 von Fritz Höger erbaut, das als Teil des Kontorhausviertels und der Speicherstadt zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. In Fritz Schumachers Wirkungszeit entstanden – obwohl er den „Konstruktionsfanatismus einer neuen Sachlichkeit“ bemängelte – zahlreiche Werke im Sinne des „Neuen Bauens“: In den 20er Jahren entstanden etwa die Siedlungen Jarrestadt und Dulsberg.
Als Zeitgenosse und Freund Schumachers realisierte der Altonaer Bausenator Gustav Oelsner in der damals noch unabhängigen Stadt eines der ehrgeizigsten städtebaulichen Programme der Weimarer Republik: das „Neue Altona“. Der Architekt Karl Schneider entwarf unter anderem hochmoderne Landhäuser, die deutliche Bezüge zum Bauhaus aufweisen: Das Landhaus „Michaelsen“ am Falkensteiner Ufer ist weitgehend im originalen Zustand erhalten und beherbergt heute das Puppenmuseum. Wer sich in Hamburg auf Bauhaus-Spurensuche macht, wird auf zahlreiche interessante Fundstücke treffen.
Hatte das historische Bauhaus auch nie eine Residenz in der Hansestadt, gab es nach 1945 in Deutschland keine Kunstschule, an der mehr ehemalige Bauhäusler tätig waren als an der Hamburger Landeskunstschule, der heutigen Hochschule für Bildende Künste – der prägende Bauhausgedanke konnte, trotz Emigration zahlreicher Protagonisten in der Zeit des Nationalsozialismus, auch hier weitergetragen werden.
Ausstellungen, Filme, Vorträge und Performances bis Januar 2020. Wir haben für euch noch ein paar weitere wegweisende Termine zum Hamburger Architektur Sommer herausgesucht:
6.9. bis 7.9. – Topia II. Mobile Projektionen im öffentlichen Raum. Buenos Aires Kai an der Hafencity Universität.
6.9 bis 8.9. – Tag des offenen Denkmals. Führungen. Denkmalschutzamt Hamburg.
18.10. bis 17.1.2020 – Die wachsende Stadt. 1814–1914 – 100 Jahre Stadtgestaltung. Das Fritz-Schumacher-Institut präsentiert in der Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1.
27.9. bis 12.1.2020 – Der Amateur. Vom Bauhaus zu Instagram. Das Innovationspotential der Amateurfotografie. Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz.
Mehr Ausstellungen, Infos und weitere Termine auf architektursommer.de und bauhaus100.de
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