Illustration: Sabine Hanneger-Strege

Handmade in Hamburg

Handgemachte Produkte sind in der Regel kostspieliger als maschinell gefertigte. Und doch bleibt für den, der sie mit viel Liebe und Enthusiasmus herstellt, meist viel weniger übrig als bei dem Produkt aus der Serienfertigung. Skalierbarkeit, Deckungsbeitrag, Netto-­Stundenlohn & Co. sind betriebswirtschaftliche Faktoren, die eben nicht für jeden „Betrieb“ entscheidend sind. Aber Nachhaltigkeit, Fair Trade, Ecological Footprint oder regionaler Bezug werden glücklicherweise immer stärkere Faktoren in unserem Konsumverhalten. Dennoch gehört schon ein großes Maß an Überzeugung dazu, handgemachtes – also selbst handgemachtes – unter die Leute bringen zu wollen. Wir haben vier solcher Überzeugungstäter in Hamburg – stellvertretend für alle, die ihr so viel Seele in eure Produkte steckt – in diesem Handmade in Hamburg-Artikel zusammengebracht. Mit ganz unterschiedlichen Vitae und Schaffensgebieten, aber mit einer gemeinsamen Überzeugung.

Handmade in Hamburg – Ebba Ekholm mit ihrem Label Vendelay

Alle Strickwaren von Ebba sind Handmade in Hamburg. Na ja, fast. Schließlich strickt sie auch auf Reisen.
Ebba Ekholm ist hauptberuflich Schauspielerin, Musicaldarstellerin, Sängerin und Sprecherin. Mit Vendelay hat sie ihr Hobby zum zweiten Standbein gemacht. Foto: Richard Ohme

Ebba steht beruflich oft im Rampenlicht. Mit ihrem Stricklabel Vendelay hat sie für sich ein perfektes Kontrastprogramm geschaffen. Wie sie auf die Idee gekommen ist, haben wir sie direkt gefragt.

Wie hat sich das angefühlt, als du zum ersten Mal jemanden mit einem deiner Modelle auf der Straße gesehen hast?
Ein Mal ist mir das bisher passiert. Das war Mega! Ich wollte am liebsten hinrennen und sagen: „Das habe ich gemacht! Bist du immer noch glücklich damit?“ Das war zu der Zeit, als ich die Kooperation mit der Boutique hatte. Sonst habe ich ja alles selber verkauft.

Bist Du Strickunternehmerin?
Ich bin und bleibe in meinem ersten Beruf Schauspielerin, Musicaldarstellerin, Sängerin und Sprecherin. Ich liebe meinen Beruf, und das ist auch das, was ich immer machen möchte. Im Moment studiere ich aber auch noch parallel Sozialökonomie. Wenn ich damit fertig bin, möchte ich zum Beispiel andere Schauspieler bei Themen wie Vertragsrecht oder Steuern unterstützen. Vendelay ist also ein Standbein, aber nicht das einzige. Ich weiß, dass ich großes Glück habe, so viele abwechslungsreiche Dinge parallel machen zu können. Ehrlicherweise habe ich aber auch Mühe, zwei Wochen nur eine Sache zu machen.

Wie kamst du auf Vendelay?
Meinst Du den Namen? Vendelay kommt als Mädchenname in einem Lied vor, das mich in einer scheiß Phase während der Schulzeit sehr begleitet hat. Die Botschaft des Liedes ist „glaube an dich“. Einen besseren Namen für mein Label kann ich mir nicht vorstellen. Auf den Plan, selbstgestrickte Entwürfe zu verkaufen, bin ich mit einer Freundin zusammen gekommen. Ich kam gerade aus einem Engagement – 87 Vorstellungen Jim Knopf – und hatte noch nichts Neues. Meine Freundin und ich haben mit der Idee ein bisschen rumgesponnen, sie war allerdings in anderen Projekten eingespannt, ich musste das für mich aber durchziehen und habe einfach angefangen. Erst noch über DaWanda und Etsy, jetzt ausschließlich über meinen Online-­Shop und über Kooperationen mit den Su-Stores hier in Hamburg.

Kannst du dir Vendelay als Firma mit Mitarbeitern vorstellen?
Jein. Im Moment soll Vendelay mein Baby bleiben. Jedes Stück ist ein Teil von mir, und es geht mir darum – auch wenn das komisch klingen mag –, Freude zu verbreiten, und nicht ums Business. Das heißt aber nicht, dass sich Vendelay nicht irgendwann weiterentwickeln könnte. Und ich würde es großartig finden, wenn Vendelay einmal dafür stehen würde, Rentnerinnen, arbeitssuchenden Frauen oder Migrantinnen eine Plattform gegeben zu haben, Geld mit dem Stricken zu verdienen. Aber geplant ist da nichts.

Wie viel Zeit nimmt das Stricken in deinem täglichen Leben ein?
Das ist sehr unterschiedlich. Bei mir gibt es so gut wie nichts auf Lager. Gibt es viele Bestellungen, dann kommt vielleicht auch mal ein bisschen Stress auf. Auf jeden Fall sind es jeden Tag ein paar Stunden, ich probiere ja auch neue Strickmuster aus. Stricken ist ein Hobby, dem ich beim Fernsehen, Zugfahren oder sonstwo nachgehen kann. Die Lust darauf ist auf jeden Fall immer da.

Als One-Woman-Show, wie lange benötigst du für ein fertiges Stück?
Ein Stirnband geht natürlich schneller als zum Beispiel eine Mütze. Aber mit stricken, vielleicht noch Inlet einnähen, Label drauf, waschen und trocknen komme ich auf drei bis zehn Stunden. Mit Stundenlohn kann man bei Handarbeit nicht rechnen (lacht).

Wie groß ist deine Kollektion?
Es gibt drei bis vier Modelle, die ganz klar ich sind. Beanie, Stirnband, gedrehtes Stirnband und eine graue Mütze mit regenbogenfarbenem Bommel. Das habe ich alles woanders so noch nicht gesehen. Ich mache nur, worauf ich Bock habe und nicht das, was sich gut verkauft. Bisher waren meine Modelle sehr schlicht, aber ich werde jetzt ein wenig bunter. Im Sommer kommen noch ganz neu Bikini-Oberteile und Festival Tops und eine Mütze für Segler und Surfer dazu.

Foto: Philipp Sell

Wonach suchst du die Garne aus?
Ich achte auf gute, nachhaltige Öko-Tex Garne und versuche, so wenig Plastik wie möglich einzusetzen. Bei den Stirnbändern muss ich derzeit noch einen Kompromiss eingehen, weil hier die Formstabilität und Waschbarkeit besonders wichtig sind. Ich experimentiere gerade mit einem Bio-Garn aus Meeresalgen.

Mehr über Ebbas Strickmode erfahrt ihr auf vendelay.com

Handmade in Hamburg – Sabine Hanneger-Strege mit ihrem Label hanneger_fashion

Sabine macht die Weste für den Herren wieder en vogue. Bei ihr werden sie dann ganz individuell designt und angepasst.

Die Leidenschaft für Textilien und Mode entdeckte Sabine bereits in ihrer Kindheit. Aus einer reinen Schneiderfamilie kommend, wuchs sie mit Nadel und Faden in Hamm/Westfalen auf. Nach ihrer Lehre und ihrem Modedesign- Studium an der Modeschule Düsseldorf gründete sie 1997 in Hamburg ihr Label „für urbane girlz“ und eröffnete ihren eigenen kleinen Laden im Schanzenviertel. Neben einer urbanen Kollektion entwarf sie auch Bühnen- und Red Carpet Outfits.

Bei Sabine kommt von der Skizze nach individuellen Vorstellungen der Kunden und Kundinnen bis zum fertig geschneiderten Kleidunsstück alles aus einer Hand.

„Geschlecht und Konfektionsgröße sind egal. Wichtig ist, dass du dich gut fühlst in dem, was du trägst. Ich möchte mit meiner Mode das einzigartige Lieblingsstück entstehen lassen.“

Apropos Red Carpet. Mit der Moderatorin/Autorin Tine Wittler gründete Sabine die Labels prallewelt und kingsizequeens, bei denen sie sich vor allem auf Plus-Size-Fash­ion spezialisierte. Kleider, die das Schönste der weiblichen Kurven betonen und die Kundin zum Strahlen bringen.
Seit 2017 will sie es aber wieder alleine wissen und hat ihr Label hanneger_fashion mit der „that‘s the way i am“-Kollektion neu aufgelegt. Neben ausgefallenen, aber tragbaren Shirts, Röcken, Kleidern und Westen geht es Sabine, wie der Name der Kollektion schon vermuten lässt, auch darum, ihren Kundinnen und Kunden maximale Individualität zu ermöglichen. Da können Männer ihre geliebte, aber zerschlissene Lieblingsjeans als ausgefallene Weste weiterleben lassen und Frauen ihr Lieblingskleid von und mit der Designerin entwickeln. Wer will, auch in einem sehr privaten Rahmen. Sabine hatte nämlich die Idee des „mobilen Ateliers“ und kommt auch zu ihren Kunden nach Hause oder ins Büro.

Mehr über Sabines Mode erfahrt ihr auf hanneger.de. Sabines Kreationen könnt ihr auch in der SEASIDE 2019 Fashion-Strecke entdecken.

Handmade in Hamburg – Lars Nagel mit seinem Label Garderope

Lars arbeitet als Tischler im Familienbetrieb und gleichzeitig als Designer seiner Garderopes

In Lars‘ Familie hat das Handwerk eine lange Tradition. Seit 100 Jahren existiert bereits die Tischlerei Nagel in Ahrensburg bei Hamburg. Oft will man ja als Kind genau das Gegenteil von dem tun, was die Eltern machen. Bei Lars war das nicht so. In Lars steckt das Handwerker-Gen. Er ist gelernter Tischler. Aber einer mit besonderem Hang zum Interior Design. Und mindestens genauso stark zu St. Pauli und dem Hamburger Hafen. Vor ein paar Jahren hat Lars mit einigen Freunden im Hamburger Hafen als Festmacher gejobbt. Ständig mit den Seilen in der Hand, bei Hafenkulisse und dem besonders inspirierenden Leben auf St. Pauli muss es wohl dann irgendwann zu einem synapsenmäßigen Zusammenschluss von alledem zu „Garderope“ gekommen sein. Individuelle Seilgarderoben, die in Hamburg in Handarbeit hergestellt werden.

Für das Seil hat sich Lars mit Hamburgs letzter Tauwerkfabrik zusammengetan, die für ihn das Herkules­tau in fast jeder gewünschten Farbe herstellt, womit die Garderopes zu einem nahezu unverwüstlichen Designelement mit praktischem Nutzen werden. Die Kranhaken für die Klamotten, Taschen oder was man sonst noch so an seine Garderobe hängen will, werden ebenfalls in Handarbeit pulverbeschichtet.

Und da das eben alles Handarbeit ist, ist auch fast alles möglich. Individuelle Formen, Befestigungswünsche, Größen, Farben. Fast alles geht, denn Handmade kommt nicht von der Stange.

Vom Design über Taue aus dem letzten Tauwerk in Hamburg bis zum Zusammenbau. Alles Handmade in Hamburg

Wer sich die Garderopes mal live anschauen möchte, kann das einzig im großartigen LokalDesign „Design-­Kaufhaus“ im Hamburger Schanzenviertel. Wer sich schon sicher ist, kann sich seine Garderope auf der Website individuell konfigurieren.

Mehr über Lars´Garderopes erfahrt ihr auf garderope.com

Handmade in Hamburg – Harbour Brillen

Harbour Brillen Handmade in Hamburg

Mehr als nur ein schnödes optisches Hilfsmittel sind die Brillen aus der Harbour Brillenmanufaktur im Hamburger Stadtteil Wandsbek. Die Firma wurde bereits 2003 in der Elbmetropole gegründet und wird unter leidenschaftlichen Brillenträgern aus ganz Deutschland inzwischen als echter Geheimtipp gehandelt. In meisterhafter Handarbeit werden hier Brillengestelle in kleinen Auflagen oder ganz nach Kundenwunsch hergestellt.

Wer ungern von der Stange kauft oder klare Vorstellungen von der perfekten Brille hat, ist hier genau richtig. Mehr als einhundert Brillenformen – von rund bis eckig, klein und groß – lassen sich frei kombinieren, mit 35 Grundfarben und diversen Bügelvarianten – das Spektrum reicht von klassisch elegant bis aufregend anders.
Eine Spezialität der Brillenbauer aus Hamburg ist eine eigens für zierliche Gesichter entworfene Kollektion. Diese besonders kleinen und fein gearbeiteten Brillen sind fast schon eine Erlösung für all jene, für die der normale Optiker höchstens ein paar Kinderbrillen hervorkramen kann. Bei Harbour – so scheint es – werden Brillenträume wahr.

Mehr über die Harbour Brillen aus Hamburg erfahrt ihr auf harbour-brillen.de

Der Handmade in Hamburg Artikel ist im SEASIDE Magazin 2019 erschienen. Mehr über unsere Themen im Heft erfahrt ihr hier