Welchen Strand hättet ihr denn gern? Mehr was zum Chillen oder eher einen Sportplatz mit Wellenrauschen? Mit viel natürlicher Natur oder Schickimicki-Touch? Oder eine riesengroße Freizeit-Lounge für die ganze Familie? An Sylts Brandungsseite findet ihr auf 40 Kilometern Länge euren perfekten Strand. Und wenn nicht gerade Corona ist, mit ganz unterschiedlichem Programm. Wir beweisen es euch: Sylts Strände vom sonnigem Süden bis in den grenznahen Norden.
Strand á la carte
Von Renate Preuss
Hörnum
Logisch: Am südlichsten Zipfel gelegen, empfindet sich Hörnum als „sonniger Süden“ der Insel und präsentiert perfektes Badeleben mit uriger Panoramablick-Promenade, mit makellosem Sand, der einst als super-super breites Band – Hörnum Odde genannt – den Insel-Bug rahmte. Und hier gibt Mutter Natur ganz großes Drama: Mit jeder Sturmflut schluckt das Meer große Teile von diesem Strand und den Dünen. Brauchten Spaziergänger einst fünf Stunden, die Odde zu umrunden, reicht heute eine. Hier ist die Gewalt der Natur deutlich zu spüren. Und was haben diese monströsen betongrauen Vierfüßler hier am Strand zu tun? Ist das Kunst oder kann das weg? Nein, damit versuchen die Hörnumer, ihr geliebtes Dörfchen vor noch mehr Schwund zu schützen.
Wassersport wird hier groß geschrieben: Der Sylter Catamaran Club ist hier beheimatet – der mit den spektakulären Regatten wie Super Sail und 60 Seemeilen vor Sylt. Wer will, kann schon mal üben, mit den schnittigen Zweirumpfbooten das Revier zwischen Föhr, Amrum und Sylt abzureiten – Anfänger, keine Angst: Hörnums Strand bleibt immer im Blick. Weltklasse-Reiter aus der Polo-Szene dagegen servieren alljährlich zu Pfingsten an eben diesem Strand dem staunenden Publikum eine Prise VIP mit einem international bestückten Turnier.
Rantum
Nächster Stopp auf unserer Wanderung gen Norden ist der hübsche Ort Rantum. Hier zeigt die Insel-Lady, was eine schmale Taille ist: Nur knappe 500 Meter trennen das stille Wattenmeer im Osten von der brandenden Westküste. Hier, hinter den Dünen herrscht trubeliges Familienleben, eine urige Sauna bietet Bullaugenblick auf Strand und Meer. Wer mal mehr oder weniger bekannte TV-Größen bei Currywurst und Caviar besichtigen möchte, wird eventuell fündig in Herbert Secklers VIP-Hütte „Sansibar“. Wer dagegen Strand pur bevorzugt, ist im Naturschutzgebiet Baakendeel auf der richtigen Spur: ein ganzer Strandabschnitt ohne Körbe, ohne Fun Beach, ohne Tralala – nur Möwenschreien und Wellenrauschen!
Westerland
Totales Kontrastprogramm am Strand von Westerland mit seiner schier endlosen Strandkorblandschaft. Auf der vier Kilometer langen Promenade wird bei lieblicher „Musik am Meer“ aus der historischen Musikmuschel flaniert. Ein paar Meter weiter steppt der Bär nach einem ganz anderen Sound: Hier auf dem XXL-Fun Beach finden Sportfans – egal ob aktiv oder in Zuschauerrolle – ihr Sommerparadies. Hier werden während der Saison die großen Wassersport-Events mit riesigem Beiprogramm gefeiert, mit dem Windsurf-World-Cup als Höhepunkt, der größten und wichtigsten Windsurf-Veranstaltung weltweit. Als „Inselhauptstadt“ bietet Westerland ganz selbstverständlich städtische Schietwetter-Alternativen mit Blick auf Strand und Meer: Das Freizeitbad „Sylter Welle“ mit spektakulären Riesenrutschen, das „Syltness-Center“ mit einem Angebot von Schönheits-, Gesundheits- und Fitness-Programmen.
Wenningstedt
Plant ihr einen Mehr-Generationen- Urlaub, seid ihr in Wenningstedt an der richtigen Adresse, seit Jahrzehnten das „Familienbad“ der Insel. Erfolgreich erprobte Urlaubsunterkünfte werden von Generation zu Generation weitergegeben, der Strandkorb steht möglichst in jedem Sommer an der gleichen Stelle, man trifft sich an Opas Lieblingsbank auf der Promenade. Und eben diese Promenade hat sich vor kurzem ein absolut modernes Outfit verpasst, gibt sich als breiter, chic möblierter Boulevard mit einem neuen Kurhaus, dem „Haus am Kliff“, dessen Veranstaltungssaal mit weitem Meerblick leicht vom ziemlich hochkarätigen Programm ablenkt. Der Weg runter zum Strand könnte als Musterbeispiel für Familienbäder herumgereicht werden: Highlight der Treppenanlage, selbst eine architektonische Attraktion, ist eine lange, lange Rutsche für abenteuerlustige Kids; wem die 60 Treppenstufen zu viel sind, lässt sich per Lift zum und vom Strand gleiten! Wenningstedt hat sich für „seine Familien“ modern gemacht.

Kampen
Einen hübschen Spaziergang weiter nördlich, nähern wir uns dem „Champagner-Resort“ der Insel: Internationale Karriere als VIP-Strand der „Reichen und Schönen“ machte Kampen in den 60er Jahren, als hier echte Prominenz in unschuldiger Nacktheit „Sommerferien“ machte, sprich: In ihren Strandburgen – das gab es damals noch – prickelnde Partys mit Butler-Service feierte. Diese Zeit ist längst vorbei. Und doch: Hier wird der Strandurlaub immer noch gern mit ein bisschen Stil zelebriert. Als Reminiszenz an die festliche Vergangenheit gibt es allsommerlich ein White Dinner mit hundert Meter langer Tafel im Sand vor dem schicken Bistro Kaamps7. Uriger geht es weiter nördlich zu Tisch in der legendären Buhne 16. Die Surfer unter euch kriegen hier glänzende Augen: Hier begann mit einem Trupp junger, abenteuerlustiger Wassersportler Sylts fantastische Surf-Geschichte – die grauhaarigen Bartträger hinterm Tresen gehören zur Familie der Behrens-Boys, die damals zur Versorgung der Surfer und der Standgäste die erste „Buhne 16“ zusammenhämmerten. Dementsprechend herrscht hier immer noch eine sportlich-lässige Wohlfühlatmosphäre – und ab und zu darf es auch mal ein Gläschen Schampus sein…

List

Auf die Wiege der Sylter FKK-Kultur treffen wir auf unserer Wanderung gen List am Strand vor der Anlage Klappholtal, heute als Volkshochschule genutzt. An diesem abgeschiedenen Terrain genossen Anfang des vorigen Jahrhunderts die ersten „Lichtmenschen“ bei Sport und Spaß Sylts Sonne auf der bloßen Haut. Skandal! „Lichtmenschen“ im Hier und Jetzt begegnen uns in Abessinien – so schick exotisch heißt hier der FKK-Strand von List – in friedlicher Nachbarschaft mit mehr oder weniger bedeckten Strandurlaubern. Nordseeidylle in Reinkultur ist weiter nördlich am Ellenbogen zu erleben, mit dem die Grazie Sylt ihrem Nachbarn Dänemark zuzuwinken scheint. Dieses unzivilisierte, zauberhafte Stück Landschaft mag euch bekannt vorkommen: Hier lassen Fernseh- und Filmregisseure gerne Protagonisten ihre Leichen verbuddeln. Hauptsächlich aber herrscht hier im Naturschutzgebiet – die schmale Autostraße ist mautpflichtig – entspannte Stille. Ein Abschieds-Spaziergang mit Picknick-Korb zum nördlichsten Zipfel der Insel wird zum Urlaubserlebnis der filmreifen Art: Hier ist Deutschland zu Ende!